Nach 5 Fahrtagen und 2 Ruhetage haben wir bereits die deutsche Etappe hinter uns gelassen. In den letzten Tagen waren wir Gäste der Orte Winzer (2267,5) und Erlau (2215). In beiden Orten wurden wir, wie schon zuvor, von den Bürgermeistern begrüßt und von Sport- bzw. Motorboot Vereinen bewirtet. Dass sich Kanuten gut mit Yachties und Turnern verstehen, zeigen die Feten, die bis in das Morgengrauen gingen. In Erlau feierte der TID Tross zusammen mit dem ganzen Dorf Sonnenwendfest.
Morgen geht’s nun rüber nach Österreich, wo eine landschaftlich besonders reizvolle Strecke auf uns wartet. Mit dem Übergang haben uns erste Kanuten verlassen und neue sind hinzugekommen. Nun liegt auch die Fahrtenleitung nicht mehr in deutscher Hand. Kaum, dass wir uns ein paar Namen nähergebrach hatten geht das Lernen erneut los 😉 Tröstlich ist, dass ca. 25 mit uns durchfahren werden.
Heute ging es bei 7 Sonnen und Temperaturwerten weit über 30° nach Straubing. Die 55 km gehen zum großen Teil über kaum fließendes Wasser und dauern ca. 8 Stunden. Wie ein durchschnittlicher Arbeitstag halt 😎
Abends geht’s nach der Begrüßung und dem Abendessen zum Rundgang in den Ort. Bei einem bunten Getränk erkennen wir schlagartig (nein nicht Kopf auf Tischplatte), daß wir uns bereits in der Paralyse befinden. Entsprechend dauert es im Zelt nur Millisekunden bis zum Tiefschlaf.
Vor 6 Wochen waren wir hier, aber auch nicht. Der Kanu Club Kelheim hatte keinen Platz für uns, so kamen wir in Herrensaal unter, 6 km hinter Kehlhein. Zu weit weg, für einen Stadtbesuch. In Regensburg hatte es aber mit der Zeltwiese beim Kanu Club geklappt. Für die TID hat der Kehlheimer Kanu Club einen Platz im Ort organisiert. Dafür sind wir in Regensburg diesmal Gast des Ruder Vereins. Also alles anders wie beim letzten Mal.
Natürlich haben wir uns die Kehlheimer Altstadt, nach Abschluss des offiziellen Programms nicht entgehen lassen. Kelheim erwies sich als netter, kleiner Ort mit ordentlicher Eisdiele. Neben unserer Deckelsammlerin profitierten Milliarden Stechfliegen von unserem unüberlegt Spaziergang in Shorts und ärmellosen Oberteil. Die Anreise von Ingolstadt am Kloster Weltenburg vorbei, durch den Donau Durchbruch ist landschaftlich Oberklasse.
Für uns sind diese ersten Etappen auch ein Anknüpfen an den alten Takt, den wir am Main hatten und seit Regensburg vermissen, auch wenn es jetzt morgens eine Stunde früher losgeht.
Die Tour International Danubien (TID) startet am 23.6.2019 von Ingolstadt (km 2455,3) nach Sfântu Gheorghe (km 0). Sie führt dabei durch 8 Länder und geht über 11 Wochen und 57 Stationen (wenn ich mich nicht verzählt habe 😉 meißt nach Osten manchmal nach Süden. Auf der Karte könnt ihr immer unsere letzte Etappe nachvollziehen.
Danke ans Ingolstädter Team rund um Richard, Franz, Edi, Johannes, Christian, Christl und all die anderen hilfreichen Geister des Faltboot-Club, die das Chaos einer solch großen Veranstaltung super zu bändigen verstanden.
Unsere bisherige Art zu reisen war perfekt abgestimmt auf die Größe der kleinen Städtchen an Main und Donau. Ehe es eintönig wurde, ging es schon auf dem Fluß weiter zum nächsten Ort. Oft hatten wir nur wenige Stunden für die Erkundung der Ortskerne, manchmal auch einen Tag, wenn wir uns einen Ruhe- oder Waschtag gegönnt haben.
Ingolstadt hat viel Geduld mit uns und wir viel Zeit für Ingolstadt😎 Nicht nur haben wir, rein was die Tage angeht, eine ganze Woche zur Verfügung (zu schnell gepaddelt halt), was absolut der längste Aufenthalt der Reise ist, wir halten uns auch jeden Tag vom Frühstück bis zur Schlafenszeit (10-24h) in der Stadt auf, da man es auf dem Camping beim Faltboot-Club oft wg. der vielen Stechmücken nicht lange aushält.
Zur täglichen Übung gehört daher spätes Aufstehen, ein langes Frühstück (mit Büroarbeit) und etwas neues zu erkunden. Obschon keine Großstadt hat Ingolstadt bisher jeden Tag ein anderes Angebot für uns verwöhnte Stadtmenschen parat gehabt.
Ein Schloss, ein Volksfest mit Feuerwerk, das Deckengemälde der Asamkirche, der Botanische Garten der Alten Anatomie, Poetry Slam im Donau Strand, ein Graffity- Rappbattle, das Audiforum mit der Sonderausstellung zu August Horch, Mary Shelly mit ihrem Roman Frankensteins Monster, die Hohe Schule und die Illuminaten, das Partnerstadtfest von Carrara, das Kreuztor mit einer Ausstellung mit fantastischen Bildern von Ines Kollmeyer, das Vollmondfeuer wieder im Donaustrand (zugegebenermaßen mittlerweile unser Lieblingsplatz hier) oder auch ganz simpel Peter Lindbergh im Union Programmkino.
Eine Niederlage gab’s allerdings beim Versuch am Sonntag irgendwo den Tatort zu gucken 😉
… im Ries. Ein Meteorit mit 1 km Durchmesser und einer Geschwindigkeit von 70 000 km/h rast auf die Erde zu. Bruce Willis ist nicht da, um diese Katastrophe abzuwenden. Vermutlich befindet er sich gerade auf einem Sabbatical oder es liegt daran, dass der Einschlag des Meteoriten schon etwas weiter zurückliegt (14,5 Millionen Jahre).
Diesen Meteroitenkrater wollte ich schon immer mal sehen. Nun bietet sich die Gelegenheit. Die Bahnfahrt von Donauwörth dauert nur 1/2 Stunde.
Vom Kirchturm hat man den besten Blick auf den Kraterrand, der rundum gut erkennbar ist (im Hintergrund im Bild mit Jutta auf dem Kirchturm).
Im Rieskrater Museum bekommt man alle Informationen zum Einschlag. Z. B. dass der Krater 25 km im Durchmesser misst, dass im Umkreis von 100 km alles Leben erstarb und die Apolloteams hier im Ries für die Entnahme von Mondgestein geschult wurden. Die Sonderausstellung zum Mondlandeprogramm der NASA beamt uns, mit seinen verrauschten und wackeligen Clips zurück in die Zeit unserer Jugend (vor 50 Jahren halt 😉)
Nicht nur der Krater auch die Stadt selbst ist kreisförmig in ihrer vollständig erhaltenen Stadtmauer eingefasst. Das Motto der Stadt lautet daher auch, „die schönsten Ecken sind rund„.
Mit dem Abschnitt zwischen Ulm und Ingolstadt, sind wir in der letzten Phase des Vorspiels zur TID angekommen. Diese letzte Phase ist untypisch unaufgeregt, weil wir noch immer viel Zeit haben, um die letzten fünf Fahrtag auf ca. 15 Tage aufzuteilen.
Da wir keine Kurzetappen planen können, um die restliche Distanz zu strecken, ohne unser Zelt irgendwo wild aufzustellen, legen wir Ruhetage ein. Wir genießen die kleinen, lebendigen Städtchen und versuchen in der Ruhepause vor dem Sturm unsere Kräfte zu sammeln.
Wir treffen nun in der Hauptsache auf Radler, wie Bob und Jen aus Australien, die für 2 Monate Europa mit den mitgebrachten Rädern bereisen oder die beiden Holländer neben uns, die auf der Heimreise von Griechenland sind, aber eigentlich gar keine Lust haben anzukommen. Viele Radler sind aber auch nur für einige wenige Tage unterwegs, wie z. B. das Radltrio, das von Donaueschingen nach Dillingen unterwegs ist. Die Drei sind auf unserer Tour die ersten, die für uns die Bedienung der Sportbootsschleuse übernehmen. Zudem bekommen wir den Hinweis auf die Fahrradtankstelle (etwas mißverständlich, da keine Fahrräder aufgetankt werden) wo wir lange mit dem Radltrio zusammensitzen und tanken (der Kraftstoff ist auch mit Paddlern kompatibel).
Wir treffen so gut wie keine anderen Kanuten. Die Vereine gehen eher auf den Donaunebenflüssen aufs Wasser. Hartmut und Panky sind insofern eine Ausnahme. Wir paddeln eine Tagesetappe zusammen und haben jede Menge Spaß dabei, ehe es uns trotz gleichem Fernziel (Schwarzes Meer) wieder auseinanderführt.
Wir haben weder James Steward noch Athur Kennedy an der nicht mehr ganz so Jungen Donau getroffen. Dafür hat sich ein komisch im Wasser treibender Ast als Wasserschlange herausgestellt. Uns war bekannt, dass es Wasserschlangen an der Donau gibt, aber unsere Information hatten wir von einem Freund, dessen Begegnung mit einer Schlange im Donaudelta das sommerliche Abkühlungsbad vereitelte. Und so denke ich mir, ob es wohl auch bei uns Meuterei geben wird, für das lange überfällige Bad in der Donau 😎.
Gab es aber nicht, weil auch ich im nachmittäglichen Schatten das kühle Radler und einen netten small talk mit dem Bootshauswart von Günzburg bevorzuge. An der Günz seien schwimmende Schlangen noch viel öfter zu beobachten, wie an der Donau. Das seien in der Regel Blindschleichen, Ringelnattern und seltener Kreuzottern.
Das Bad in der Donau ist jedenfalls erstmal verschoben 😉
Die TID Regeln schreiben die Beflaggung des Kajaks vorn mit der Flagge des Gastlandes und hinten mit der Flagge des Herkunftlandes (genau: Deutschland 😉 vor. Für den Fahnenstock vorn haben wir folgende Flaggen besorgt: Östreich, Slowakei, Ungarn, Serbien, Kroatien, Serbien, Bulgarien, Rumänien (in der Reihenfolge des Streckenverlaufs {daher auch zwei mal Serbien 😎} ). Die Ukraine und Moldawien sind auf der Reise keine Gastgeberländer, sondern nur Anrainer- und Teilnehmerländer.
Den Fahnenstock hinten hat uns unser Paddelkumpel Jost klammheimlich montiert, sodass wir ihn selbst erst bei unserer Ausstandsfete entdeckt haben.
Den Fahnenstock vorn haben wir während unserer Fahrt designed und letzte Woche realisiert.
Unten gibt’s die letzten Bilder aus Ulm, wo wir Stadtkinder beinahe Wurzeln geschlagen haben.
Das Stadtmuseum ist ein Besuch wert, nicht nur wegen der Fluxus Ausstellung! Die Ulmer Paddler waren uns wirklich gute Gastgeber, die uns auch beim fliegenden Wechsel sehr geholfen haben.