Ulm

Wir sind bei den Ulmer Paddlern auf der Zeltwiese untergekommen. Einem sehr aktiven Verein mit über 500 Mitgliedern, der jährlich um ca. 30 Mitglieder wächst und über viele Trainer und Fahrtenleiter verfügt und daher ein gigantisches Programm anbieten kann. Wie so oft als Gast in den Vereinen sind wir neidisch auf soviel Aktivität. 

Das Gelände liegt auf der Neu-Ulmer Seite, ist aber dennoch gut als Basis für den Besuch der Ulmer Altstadt geeignet. 

Wir finden die Stadt, mit ihren vielen niedrigen Häusern, dem Münster (okay eher nicht niedrig) und der studentischen Prägung, gleich sympathisch. 

Warum das Münster nicht Dom heißt, haben wir bei der Stadtführung erklärt bekommen, aber leider nicht verstanden. Eine Komponente scheint der fehlende Bischof zu sein, wohingegen es aber wohl in Freiburg eine Ausnahme gibt. Ich war ja für die Erklärung „hat nur einen Turm…“ 😥

Einen Zusammenhang habe ich mir aber merken können. Wenn zwei Diözesen zusammengefasst werden verliert einer der Dome seinen Bischofssitz und heißt dann Konkathedral statt Kon… 

Wir genießen die Stadttage, die wieder dem Equipment und der Wäsche gewidmet sind. 

In der studentisch geprägten Kneipenszene haben wir einen Abend lang versucht mitzuhalten, am nächsten Morgen aber gleich wieder den Gefallen dran verloren;-)

Donaueschingen

In Donaueschingen entspringt angeblich die Donau. Jeder, der sich jetzt ein kleines Bächlein vorstellt, was unvermittelt aus dem Boden hervorquellt, liegt völlig falsch. Die Donau Quelle ist in Wirklichkeit der Zusammenfluß von Breg und Brigach, den beiden Quellflüssen, welche sich beide darum streiten, wirklicher Ursprung der Donau zu sein.

Seit Tagen sind wir mit unseren Guides Lucia oder Reinhard auf der Jungen Donau unterwegs, immer bei Wasserständen knapp oberhalb des Minimalwertes. Oft war es so flach, dass wir Grundberührung hatten, was bei einem Faltboot immer Besorgnis auslöst. Nun aber auf der obersten und damit schmälsten Etappe hat sich der Fluss durch die Regenfälle der letzten Tage um einen ganzen Meter angehoben, was dem Dreifachen der letzten Tage entspricht. 

Auch heute regnet es in Strömen, was uns aber nicht von unserem Vorhaben abhalten kann.

Schon die letzten Tage haben uns gezeigt, dass ein Containerschiff wie unseres nicht gerade die beste Wahl für einen Kleinfluss ist. Auch haben wir zugegebenermaßen wenig Erfahrung mit Kleingewässern. In einer engen Kehre kommt es wie es muß, wir bleiben vor einem dicken Ast, der den Fluss zur Hälfte sperrt, hängen. Das Wasser klebt uns buchstäblich vor das Hindernis und trotz aller Versuche, gelingt uns zunächst kein Entrinnen. Es braucht erst eine Kletteraktion auf dem Ast, um uns nach knapp sechs Minuten die Befreiung zu bringen.

Der Rest des Tages bringt neben Regen, Regen und nochmal Regen, die Befahrung eines Todeswehrs (zwei Ertrunkene im letzten Jahr) , auf das wir schon die ganze Zeit gewartet hatten, welches wir aber erst im Durchfahren erkannt haben. 

An der Ausstiegsstelle sind wir geschlaucht vom Regen, der Anstrengung und der heute überreichlichen Aufregung.

Zum Glück haben wir noch reichlich Zeit und können uns einen Ruhetag gönnen. An diesem regnet es nicht, sondern hat es sieben Sonnen am Himmel. 

Schwätzchen
Brücke am Fluss

Gehe zurück auf Start…

Wir haben nach dem Verstellen einen neuen Anfang (Flusskilometer 2779,6 – es wird nun rückwärts gezählt) am Oberlauf der Donau gefunden. Dahinter steckt die Idee, nicht nur den ganzen Weg von unserem Bootshaus der Sportgemeinschaft in Biebrich (SGB) zum Schwarzen Meer zu fahren, sondern auch die gesamte Donau inklusive der Strecke oberhalb von Ingolstadt, dem offiziellen Treffpunkt der Donaufahrer (TID).

Die Befahrungsregelungen ab Donaueschingen bis Munderkingen sind für uns hochgradig verwirrend und wir hätten ohne die Hilfe von Lucia, unserer Paddelfreundin von der Gardaseeumrundung, vermutlich einfach erst ab Munderkingen eingesetzt, was ein großer Fehler gewesen wäre, da die junge Donau der landschaftlich mit Abstand schönste Abschnitt ist auf unserer bisherigen Tour.

Im felsig eingeschnittenen, wilden Tal fühlt man sich eher in eine französische Landschaft versetzt. Entlang des Weges gibt es in jedem Ort eine Burg oder ein Schlössle oder halt auch mal ein richtiges Schloss, wie das Hohenzollern Schloss Sigmaringen, das wir gestern besichtigen konnten.

Zum Glück sind die Temperaturen mittlerweile zweistellig und wir müssen nicht mehr alle Schichten unserer Ausgehuniform bemühen um warm zu werden. Der Regen kann uns nicht viel anhaben, da zu Lucia’s Support Programm neben geführten Flusstouren, Shuttelservice, Bewirtung auch ein Asyl in Ihrem Wohnzimmer gehört. 

Wir genießen die gemeinsamen Abende, an denen wir Paddelerfahrungen oder -erinnerungen und Ideen für zukünftige Touren austauschen oder halt auch ganz konkret die Planung der nächsten Tagesetappe an der jungen Donau für den folgenden Tag erstellen. Aktuell fehlen uns auf der Strecke Donaueschingen nach Ulm nur noch zwei Tagesetappen.

Wir werden sicher zurückkommen zur oberen Donau, dann mit mehr Zeit und wir hoffen auf gemeinsame Wanderfahrten in Italien, Frankreich oder auch bei uns in Deutschland. 

Schwarzwald 12

Wer unsere tagesaktuelle Karte verfolgt, hat bereits mitbekommen, dass wir verstellt haben.

Die Flexibilität des geliehenen Autos und unser entspannter Zeitplan haben einen Abstecher zu unserer Lauffreundin Sabine ermöglicht. In Gesellschaft von Thomas, Julia, Lu und Luc haben wir einen kurzweiligen Abend verbrach, sind lecker bekocht worden (um Langstreckenreisende wie uns sorgt man sich ja immer besonders) und haben in lange vermissten Gesprächen bis nach Mitternacht alten Zeiten nachgehangen.

Die Betten (in einem geheizten Zimmer) waren die ersten seit 5 Wochen und einfach nur himmlisch. Dementsprechend schwer war die Trennung am nächsten Morgen. Hoffentlich dauert es nicht wieder ein halbes Jahr bis zum nächsten Wiedersehen.

Die namensgebende 12 sind wir übrigens nicht gelaufen und auch keine andere Strecke 😉 

Schänes blaues Main…

… des iss doch die Donau, du Simbel (leicht abgewandelt nach „Bill Bo und seine Kumpane – Augsburger Puppenkiste 1968“).

Wir haben nach genau 6 Wochen und 562 km die Donau erreicht!

Der Zusammenfluß ist ähnlich unspektakulär wie das Mainspitzdreieck. Wenn es hier einen Wegweiser Richtung Nordsee geben sollte, haben wir ihn, wie den Schwarzmeerwegweiser in Mainz, nicht gefunden 😉

Zusammenfluß

Links Donau – rechts Altmühl. 

Okay – müsst ihr jetzt halt mal glauben, da Ich das Bild auf dem Handy nicht heller bekomme 😉

Amoklauf der Androiden

Okay es ist eigentlich nur einer, aber das Plural hört sich einfach besser an.

Rosi ist durch Infotafeln für den Fall eingeführt, dass die Camping Rezeption nicht besetzt ist und besteht aus einem Touchscreen nebst EC-Kartenschlitz.

Eigentlich habe ich keine Lust, anderswo als an einem Bankterminal meine Geheimnummer einzugeben, ringe mich dann aber zum Dialog mit der Maschine durch. 

Bei der umfänglichen Dateneingabe wird mir klar, dass ich nun eigentlich Gehalt vom Camping erhalten müsste. Bei den Optionen gallopiert mir Rosi davon. Noch bevor ich eingeben kann geht sie in das nächste oder übernächste Menü. Bis Rosi schließlich völlig eigenständig mit sich selbst spricht und ich nur noch zuschaue. Klarer Fall von Cyberschizophrenie 😉 Das Ende vom Lied ist ein Kassenbon den Rosi als Beleg ihres Selbstgesprächs druckt.

Nach zwei weiteren Versuchen mit der Dame ins Gespräch zu kommen, geben ich auf. 

Eher wirklich rein zufällig beziehen wir in der Nähe von Rosi unseren Platz für das verspätete Vesper. Hier können wir Zaungast sein, beim Kampf anderer mit Rosi. Die Regel sind 3 Versuche, bis zum communication-break-down. Unsere Hoffnung liegt auf der Jugend, die sich ja mit Digitalem viel besser auskennt wie unsereins 😉 Wirklich zeigt sich die junge Studentin uns haushoch überlegen, da sie bereits nach einem erfolglosen Durchgang schnallt, was mit Rosi los ist. 

Mittlerweile hat sich ein großer Haufen an Kassenbons angesammelt. Rosi macht einen Megaumsatz mit Rosi. 

Wir fragen Rosi nun nicht mehr wo das Zelt hin darf und besorgen die Brötchen für das Frühstück halt selbst. 

Von einer humanoiden Kollegin von Rosi, erfahren wir am nächsten Morgen, dass Rosi noch in der Ausbildung ist, vermutlich 1. Ausbildungsjahr (1. Woche)?! Erklärt aber auch nicht alle erfahrenen Kommunikationsdefizite 😉 

Unschlüssig schaut die Kollegin auf den Stapel mit Kassenbons, deren digitalen Spuren sie jetzt wohl aus dem System zu tilgen hat. 

 

Rechts ab zum Amazonas

Der Kanal ist wirklich öde. Kaum wilde Flora und daher auch wenig Vögel. Wir haben viele, große, tote Fische gesehen. Keine Ahnung was die umbringt. Der Kanal macht für Kanuten lediglich Sinn als Verbindung von A (Bamberg) nach B (Kelheim) . Wir bereuen die Fahrt allerdings nicht, da wir ansonsten die vielen tollen Menschen hier nicht kennengelernt hätten. 

Die Einmündung der Altmühl, einem wilden, unkontrollierten Kleinfluss, war daher sehr verlockend für uns. Zu verlockend wie sich herausstellte. Die Altmühl ist ein wunderschöner Naturfluss, mit viel reißenderer Strömung als erwartet 😉 Die Keulerei gegen den Strom (genau es ging mal wieder bergan) dauerte 5h für ca. 10 km. Die Landschaft, die vielen Vögel und heute sogar ein Fuchs am Ufer waren Belohnung genug, wie auch der Zielort Beilngries, der von vorsintflutlichen Fahrrad- und Motorradreisen in Erinnerung geblieben ist. 

Kanal
Altmühl

Nürnberger Rundgang

Wir müssen den Stadtrundgang nicht vorbereiten, da wir Glücklichen heute einen ortskundigen Guide haben;-) Matthias von unserem Biebricher Verein SGB04 zeigt uns seine Wahlstadt Nürnberg, eine Stadt mit vielen Türmen und Brücken, wie sich herausstellt. Das Wetter macht es draußen einigermaßen erträglich und so kehren wir erst am Abend nach langem Spaziergang und vielen Gesprächen zum Gelände des 1.Motoryacht Clubs am Kanal zurück, wo es uns schwer fällt, uns auseinander zu dividieren. 

Die Vereinsräume sind mittlerweile so etwas wie unser Wohnzimmer geworden, wenn sie denn wie hier im Yacht Club, beheizt sind 😉 und ersparen uns lange Abende in einem Restaurant oder einer Kneipe, was auch mal nett ist, was man aber nicht jeden Abend braucht 😉 

Der Yacht Club hat uns sehr freundlich und auch großzügig aufgenommen. Hier haben wir uns sehr wohl gefühlt und auch etliche Tips für z. B. die Weiterfahrt erhalten.  Danke! 

Kaiserburg
Paddelkumpel
Zeltplatz am Motor-Yacht Club Nürnberg