Nach Novi Sad, der zweitgrößten Stadt Serbiens, sind wir wiedermal in einer kleinen Zwischenstation, im Garten des Krankenhaus von Novi Slankamen, gelandet. Morgen früh geht’s mit Hochdruck über 50 km nach Belgrad (größte Stadt), wo wir bei einem TID Teilnehmer zum Abendessen eingeladen sind.
Monat: Juli 2019
Backa Palanka
Wir haben mit Apatin, Bogojevo und nun Backa Palanka den dritten von 13 serbischen Camps erreicht. Dazwischen lag noch ganz Kroatien (mit exakt einer Station). Für die Grenzübertritte muß jeweils morgens aus- und abends einklariert werden. Ganz genau, wie die Großen 😂
Die serbische Streckenleitung hat uns ans Herz gelegt weder rechts (Kroatien) noch links (Serbien) anzulegen, weil wir an einem solchen Grenzübertrittstag nirgends gemeldet sind. Gleichzeitig haben die Jungs aber augenzwinkernd Restaurantempfehlungen auf halber Strecke gegeben.
Diese Fischrestaurants sind meist an einer Stelle mit breitem, flachen Wasserzugang gelegen und sind von weitem leicht erkennbar an den vielen Narren, die vor dem Ufer ankern. Ein Mittagessen mit Hauptgang, Nachtisch, Getränke und abschließendem Café kostet pro Person 10€.
Bei den Getränken gibt’s mehr oder weniger nur die Wahl Wasser oder Bier. Die Frage nach alkoholfreiem Bier löst regelmäßig nur Stirnrunzeln aus. Absolute Vorsicht ist aus eigener Erfahrung geboten, wenn Slibovice oder Raki angeboten werden. Der selbst gebrannte Stoff wird oft aus einer PET Wasserflasche eingegossen und hat oft 60%.
Die Abende in Serbien dauern meist bis spät in die Nacht. Oft treten eine oder mehrere Trachtengruppen auf. Manchmal wie in Bogojevo konkurrieren mehrere Musikgruppen zeitgleich auf engem Raum miteinander, was die Einheimigen schon verinnerlicht zu haben scheinen, bei den Neuankömmlinge aber immernoch etwas Verwirrung auslöst. Gewonnen hat übrigens die Hardrockband, trotz Sympathieüberhang des Publikums für die Zigeuner, auf Grund von technischer (Mega bzw. Giga Watt) Überlegenheit.
Die Toiletten sind noch genau so, wie man sie aus jugoslawischen Zeiten in Erinnerung hat. Ein Pixi, was für größere Geschäfte nie eine Option für mich war, ist nun eine echte Alternative. Ein Sitz und eine abschließbare Tür sind halt doch handfeste Vorteile. Wenn es mal keine Dusche oder Waschstelle hat, ist ja immer noch die Donau da 😉 Ein Waschbecken mit Spiegel hat Seltenheitswert und so wächst das Gesicht immer mehr zu.
Von den Paddlern, die die ganze Strecke bis zum Schwarzen Meer fahren wollen, sind bereits einige aus unterschiedlichen Gründen ausgefallen. Daß es auch die starken und erfahrenen Paddler trifft zeigt uns, dass es, wie beim Marathonlauf, für niemanden eine Erfolgsgarantie gibt.
Mohacs…
… oder out of EU.
Hier in der letzten ungarischen Station findet ein großer Schichtwechsel statt. Der Bus hat neue Paddler gebracht und dafür über die letzten Wochen lieb gewonnene Kameraden mitgenommen, was uns etwas traurig stimmt.
Die ungarische Etappen Leitung war die mit Abstand am besten strukturierte der bisherigen Tour. Die Plätze waren etwa zur Hälfte gut angebunden an städtische Infrastruktur. Die Donau ist eher zu ruhig für unseren Geschmack, der ohne gelegentliche Kaffeepausen schlecht auskommt 😎 Die ca. 300 km südwärts haben große Hitze mit schwülem Wetter gebracht. Die Sonne passt aber irgendwie zu den vielen netten Sandstränden, der südlichen, ungarischen Donau.
Beim Übertritt nach Serbien morgen, werden wir die EU verlassen, was nicht ohne Passformalitäten abgehen wird.
In Serbien gelten die EU Regelungen nicht, was zu Vorderst bedeutet, dass die Roaming- und Telefon- Regelungen nicht gelten.
Wir werden daher die nächsten beiden Wochen etwas unter dem Radar fliegen, was heißt, dass wir u. U. für unsere Antworten lange Verzögerungen haben werden und die Berichte einen größeren Abstand haben werden. Auch die Karte wird in dieser Zeit nur sporadisch aktualisiert werden. Also alles das ist zwar ungewöhnlich, aber auch erwartet 😎
Budapest
Die Hotspots, wie Wien, Bratislava und Budapest haben immer zwei Übernachtungen, damit man etwas Zeit für die Stadt hat. Wir haben eine geführte Tour durch das TID Personal und wollen Einkaufen. Außerdem wollen wir etwas von der berühmten ungarischen Fotografie (Capa, Munkacsi, Kertesz, Brassai) sehen. Leider klappt es mit der Ausstellung nicht, auch wenn Fotografie heute das Hauptthema ist 😉
Wir sind im Camp zum Hamburgeressen verabredet und so müssen wir viel zu früh zurück. Selbst das imposante Parlamentsgebäude haben wir nicht angeschaut, aber egal, das machen wir morgen im vorbeifahren 😉
In diese Stadt werden wir bald mit mehr Zeit zurückkehren, soviel ist sicher.
Break-Even bei 1700
Wir wollten das Schild eigentlich für den Blog fotografieren, aber seit Österreich findet man die Schilder, die die Fluß Kilometer bezeichnen, nur noch zufällig. Diese stehen nämlich hinter den Bäumen und Sträuchern und werden nicht wie Zuhause von der Vegetation freigehalten. Ihr müsst uns einmal mehr gauben, daß wir bei 1695,5 nun streckenmäßig die Halbzeit erreicht haben. Diese Halbzeit bezieht sich aber nicht auf die TID Strecke, auf der wir gerade mal ca. ein Drittel haben, sondern auf unser persönliches Projekt Biebrich – Schwarzes Meer bei dem wir ca. 3400 km erwarten, wenn wir durchkommen.
Wer nun Angst hat uns gar nicht mehr zu Gesicht zu bekommen, nach Zeit sind wir lange über die Halbzeit rüber 😂
Seit Heute sind wir in Ungarn. Die Slowakei haben wir, Bratislava mal ausgenommen, als ausgesprochen ländlich geprägt erfahren. Für uns war nix zu erkennen vom größten Wirtschaftswachstum (>10%) Europas. In Komaron fanden wir unser eigenes Vorurteil von der gammligen, strukturarmen Kleinstadt zunächst noch bestätigt, um dann doch eher zufällig vom Europaplatz überrascht zu werden. Auf diesem Platz gibt es zu jedem europäischen Staat ein passend gestaltetes Gebäude. Man fragt sich, warum man von Einheimischen eher einen Tip zum Lidl bekommt, als einen Tip auf das kulturelle Highlight des Ortes?
Die Donau hat sich ein weiteres Mal gewandelt und ist zum weiten Strom geworden. Es fahren wenige Frachter und auch Kreuzschiffe. Meißt gibt’s nur eine Handvoll Begegnungen am Tag.
Hat man aber mal das Kajak nachlässig hochgezogen am Strand zurückgelassen und sich bereits im Strandcafe der Sandalen entledigt, kommt genau dann eines der 5 Schiffe pro Tag um die Ecke und saugt das Kajak zunächst vom Strand um es im nächsten Augenblick tendenziell zu den Sandalen zu legen.
Das Semtex im Bild ist übrigens ein Energietrink und keine neue Konfektionierung für C4.
60 in Bratislava
Wir operieren nun schon solange mit vierstelligen Zahlen (km), dass uns eine zweistellige Zahl wie 60 oder 57 (Jahre) nicht mehr groß tangieren kann 😉
Bratislava ist wie gemacht für’s Feiern. So reichen 24h nicht aus und wir müssen eine bis zwei Stunden überziehen, in dieser lauen Nacht an der Donau.
Das Telefon war den ganzen Tag nicht still. Ich habe versucht jede einzelne Nachricht zu beantworten, bin mir aber nicht sicher, ob ich alle Nachrichten erwischt habe. Daher hier nochmal pauschal vielen Dank an alle, die an uns gedacht haben (auf der TID oder zuhause).
Besonders beeindruckt hat uns die Clique, die uns wirklich mit Kuchen, Kerzen und Bier überrascht haben.
Es ist ein schönes Gefühl mit so vielen Menschen verbunden zu sein, auch wenn man mal weg ist 😉
Wien
Die ca. 40 km nach Wien haben aus mehreren Gründen viel Kraft gekostet. Einer davon waren heftige Windböen, die uns Wellen mit Schaumkämmen bescherten. Kein Wunder also, dass der Ruhetag hier ganz recht kommt. Auf der Busrundfahrt erfahren wir, wie vorbildlich der soziale Wohnungsbau hier funktioniert. Die Stadt ist Eigner vieler Wohnungen und fördert den Wohnungsbau nach modernen Konzepten.
Den Mittag verbringen wir, nach der Riesenradtour auf dem Prater, an der Wienerwand und zugegebenermaßen auch mit viel Zeit beim Abhängen im Café.
Der Name der Rose
Zugegeben, die einzige Assoziation, die ich mit Melk (2039 km) verband, ist die Figur des Adson von Melk aus der Verfilmung von Umberto Eco’s Roman „Im Namen der Rose“. Die erste und letzte Szene mit dem gealterten Adson lässt Eco in eben diesem Benediktinerkloster spielen, welches hier dominierend, hoch über der Donau auf dem Felsen tront.
Ein Film, der sich einprägt, auch wenn diesmal James Bond (Sean Connery) nicht das Mädchen bekommen hat, sondern ein völlig unbekannter Jüngling mit sehr unvorteilhaft Frisur.
Das Kloster ist mehr oder weniger die einzige Sehenswürdigkeit im Ort und es gibt nicht ein Geschäft welches nicht versucht aus den Touristenscharen Kapital zu schlagen. Dagegen gibt’s eigentlich nichts zu sagen, würden dabei nicht die Preise völlig überzogene Werte annehmen und vor allem die Eiskugeldurchmesser auf subatomische Werte zusammenschnorren.
Wir liegen mit unserem Containership genau neben den Kreuzfahrtschiffen der weißen Linien, die unaufhörlich Massen an Besuchern ausspucken. Kein Wunder, dass dieser Ort ist, wie er ist.
Nacher ist man klüger und so würden wir beim nächsten Mal am See bei Weitenegg (angeblich schönster an der Donau) zwei km vorher bleiben und dort einfach für einen Bruchteil der ausgegebenen Summe einen Kaffee ziehen 😉
Melk ist aber auch der Eingang zur Wachau, einer Wein- und Naturlandschaft, die an unser Rheintal erinnert, ebenso wie dieses in das Weltkulturerberegister eingetragen ist und uns so schnell wieder versöhnlich stimmt 😎
Die Abende fangen wegen der relativ wenigen km früh an, sind lau und Stechmückenfrei. Die Camps liegen immer landschaftlich sehr schön. Wen wundert es, dass seit einigen Tagen Partystimmung herrscht.
Noch zwei Tage bis Wien.
Linz
Andere Länder andere Sitten. Österreich verbindet man zuerst mal mit Bergen. Deshalb hat man direkt nach der Grenze die Donau tief V-förmig eingeschnitten, damit man auch gleich erkennt wo wir nun sind.
Aldi heißt hier nun aus unerklärlichen Gründen Hofer?!
Auch die Sprache hat sich geändert und wir überlegen bereits, ob es nicht günstiger wäre am englischen briefing teilzunehmen 😉
Unser neues Zelt hat die stürmische Begrüßung in Linz überstanden. Nicht alle Zelte haben das geschafft, zumal in zwei Fällen Bäume drauf lagen. Zum Glück gab’s null Personenschaden!!!