Insel Sacalinu

Zum ersten Mal geht es im Verbund aufs Wasser. Wir haben nur ca. 4 Kilometer, raus auf die Insel Sacalinu. Es ist Regen angesagt und zum ersten Mal Rückenwind. Der Regen bleibt zum Glück aus, der Rückenwind beschert uns auf den flachen Sandbänken hohe Brandunswellen. Es ist also ob das Schwarze Meer uns nicht haben will und versucht uns auf die Donau zurückzuwerfen. Alle liegen sich nun hier am Schwarzmeerstrand im Freudentaumel in den Armen oder Toben trotz zu kühlem Wetter in den Fluten. Schön einen Lieblingsmenschen in diesem Moment der tiefen Gefühle neben sich zu haben. Manche sind froh es hinter sich zu haben. Viele fragen sich angesichts der Leere vor uns, wie es weiter geht. Werden wir, wie Jeff Goldblum vorausgesagt hat, verschwinden. Als ob es vom Schicksal vorgesehen sei, verliere ich im hektischen Start in der Brandung meine Armbanduhr, die mich über 30 Jahre begleitet hat. 

Die unendliche Geschichte (letzter Teil)

Wir sind in Sfântu Georghe. Fluß Kilometer Schilder haben wir keine mehr gefunden, wissen aber, dass der Ort auf 3 oder 4 liegt. Das vorletzte Digit ist nun also auch verlorengegangen.

Jeff Goldblum beschreibt in Independence Day seinem Kollegen einen Countdown wie folgt:

JG: Das Signal wird mit jedem Zyklus schwächer. 

K: Was bedeutet das David? 

JG: Das heißt, das es von selbst verschwinden wird. 

Delta

Das Delta ist der eigentliche Knaller der rumänischen Strecke. Die erste Hälfte ab Tulcea wirkt noch etwa wie ein Altrheinarm nur mit geschlossenerer Vegetation. Die zweite Hälfte ist eine undurchdringliche Schilf Landschaft, die für Stunden nirgends eine Möglichkeit zur Anlandung und damit zur Pause bietet. 

Wer den Umweg inkauf nimmt und in die alten Arme fährt, statt den schnellen Weg der Durchstiche zu nehmen, wird mit tollen Tierbeobachtungen belohnt.

Diese Arme werden vom Menschen genutzt, meist von Anglern. Dennoch ist der Verkehr viel geringer, als im Hauptarm. Die Abenteurerin fotografiert viele Vögel und auch eine von vier Schlangen, die uns begegnen. Leider sind die Tiere sehr scheu und schnell in Deckung. So ist das Beweisfoto leider nicht gelungen. Von den vier Begegnungen waren zwei schwimmende Schlangen dabei. Zum Glück ist die Schlange in beiden Fällen nicht auf unser Kajak aufgestiegen, wie bei einem Paddelkollegen, der zusätzlich die Spritzschürze offen hatte. Zum Glück fand die Schlange das Cockpit weniger erstrebenswert wie den Weg zurück ins Wasser 😉 

Delta Touren sind das große Geschäft hier und so kommt ein Erkundungboot nach dem andern an uns vorbei. Die Boote haben die Größe eines Wassertaxis, fassen ca. 12 Personen und fahren mit enormen Geschwindigkeiten (bei enormer Lautstärke) , da oft mehrere zehn Kilometer bis zum Beobachtungsgebiet zurückgelegt werden müssen. Der Wellenschlag eines dieser Boote bringt unser Kajak in der Mittagspause am Platz unter einem Baum fast zum Kentern!

Tulcea

Tulcea, das Tor zum Delta, begrüßt uns mit einem Empfang am Hafen, nachdem wir mit einem Feld von  ca. 50 Booten vorbei an der Promenade gefahren sind. Die TID ist seit Jahren fester Programmpunkt der RowMania. Abends werden wir auf der Bühne des Blues Festivals geehrt werden, für die längste Strecke. Unser Projekt Biebrich–Schwarzes Meer hat sich rumgesprochen. Zusammen mit uns auf der Bühne der Älteste und die Jüngste Durchfahrerin. 

Fähre

Die unendliche Geschichte (Teil 2)

Wir haben ein weiteres Digit verloren. Woher kommt allerdings der komische Sprung von 150 auf 80 (welche wir trotz aufmerksamer Ausschau verpasst haben)? Ganz einfach in der Mündungsdonau werden Seemeilen statt Kilometer ausgewiesen. Eine Seemeile entspricht 1,852 Kilometer bzw. einer Winkelminute. Warum das besser sein soll, als mit Kilometern fortzusetzen, wissen wir auch nicht. Aktuell sind wir in Tulcea (39 sm), dem Tor zum Delta. Hier haben wir auch nach Umrechnung in Kilometer nur noch zweistellige Beträge 😉

Gypsy oder der Zigeunerbaron

Das von der Bürgermeisterin von Hirsova (250 km) gesponserte Abendessen ist zuende. Unser Paddelkollege aus Rumänien, bietet einen Spaziergang, vorbei am Laden, dem Bankomat zur prächtigen, goldgekrönten Kirche an.

Mit ca. 10 Paddlern geht’s also los. Die Kirche ist eher nicht der Bringer, zumal das Dach nicht leuchtet, sondern in der Dunkelheit schwarz ist. Auch ist die Kirche geschlossen und die vermeintlich prächtige Innenausstattung ist nicht zugänglich. Die Innenbilder stammen aus einer viel kleineren Kirche vom Mittag. 

Wir befinden uns nun aber mitten im Zigeuner Viertel der Stadt. Unser Guide weist auf die Häuser der reichen Zigeuner hin, die mit ihren Arkaden wie Paläste wirken. Gleich daneben halb zerfallene Hütten der weniger Reichen und nun auch viele Kinder, aber auch Alte, für die wir die Attraktion zu sein scheinen und die uns in Horden folgen. Das Gehabe ist durchaus nicht ohne Aggressivität und auch sprachlich läßt der Ton vermuten, dass besonders die kleinen Kecken sich mit Schmähungen hervortun. Gleichzeitig wird gebettelt und geschnorrt. Die Fahrtenleitung hatte ja darauf hingewiesen, dass Vorsicht geboten sei, auch wenn in Jahren bisher nix passiert sei. Dennoch sind wir froh als die Horde das Interesse an uns verliert und wir die restliche Strecke unbehelligt übers Feld zum Donaustrand zu unseren Zelten gehen können. 

In der Nacht patrouilliert die Polizei durch unser Camp. Eine Polizistin unter den Paddlern, sagt, die Paläste sein durch Organisierte Kriminalität im Westen der EU finanziert. 

Man findet im Internet einige Information über Roma ohne Papiere und damit ohne Ansprüche in Rumänien. Es ist die Rede von Armut und Chancenlosigkeit.

Auch das nächste Camp Stancuta (220 km) wird noch im Romagebiet liegen. 

Paddeln wie Hedley

Unsere neuen Hüte, die uns meine Kollegen mittels Globetrottergutschein gesponsert haben, besitzen auf beiden Seiten einen Druckknopf, mit dem die Hutkrempe seitlich hochgeklappt werden kann?!

Für mich war das bis gestern unnötiger Firlefanz, ohne wirkliche Funktion. Hinzu kommt, dass niemand wirklich so dämlich aussehen will wie der District Officer Hedley aus der 60er Jahre Fernsehserie Daktari, der vermutlich nie gepaddelt hat. 

Bei Windgeschwindigkeiten wie gestern bleiben unsere Hüte mit der vollen Krempe allerdings nicht auf dem Kopf, sondern schweben, gehalten vom Kinnriemen, der am Adamsapfel klebt frei über demselben, was noch dämlicher aussieht 😉

Wir sind in Seimeni bei 292 km und hoffen morgen auf einen windfreien Tag😉

Die Donau ist hier wieder schmal geworden!? Wie geht das ganze Wasser einer weiten bulgarischen Donau in ein schmales rumänisches Donaubett? Ganz dreifach – die Donau fließt hier in mehreren Armen. 

Hedley
Peter&Jutta

Crossing the border

Wie hart ein Grenzübertritt sein kann, wissen wir zwar aus grauer Vorzeit. Wie mühsam das Prozedere sein kann, haben wir aber irgendwie verdrängt. Dabei geht’s nur von einem EU Land, Bulgarien zum anderen, Rumänien. Beide haben Schengen nur teilweise umgesetzt. In unserem Fall bedeutet das, Warten von 7 – 11:30, bei einer sonnig-, windigen Tagesstrecke von 45 km. Der Wecker ging um 5, da die Mißinformation von 7:00 Abfahrtbereitschaft sprach. Ankunft nach einem Tag mit konstant Gegenwind und Schaumkämmen auf dem Wasser 18:30. Das waren anstrengende 7h! Nicht alle haben es ins Camp geschafft. Hoffentlich haben die, die draußen geblieben sind, alle einen sicheren Platz gefunden und genug Verpflegung im Boot! 

Vermutlich ist der Grenzübertritt aber verglichen mit dem, zu einem nicht EU Land, z. B. zukünftig England, immer noch ein Spaziergang 😂

Power napping bei der border police.

Pelikanjagd vor Tutrakan

Schon einige Tage berichten Kameraden von der Sichtung von Pelikane und zeigen auf ihren Handys Bildbeweise. Unsere erste Sichtung liegt nun auch schon 3-4 Tage zurück, ging aber zu schnell für eine Aufnahme. Trotz verstärkter Anstrengungen blieb der Pelikanjägerin, mit dem besten Fotoequipment der ganzen Tourmannschaft das erhoffte Bild verwehrt. Selbst die Suche hinter der Insel in ruhigem Wasser brachte nix. Prompt saßen die Viecher im Hauptkanal und wieder hatten alle außer uns Millionen Aufnahmen 🙁 Das Lob was die Pelikanjägerin vom biologischen Berater  für den Löffler und Fisch Reiher erhielt, linderte die unerfüllten Erwartungen nicht wirklich. 

Schließlich war das Jagdglück dann aber doch auf Juttas Seite. Nach einem langen, anstrengenden Tag, kurz vor unserem Etappenziel Tutrakan, erspähen wir die großen Vögel zusammen mit einer Großzahl Kormoranen, auf einer Sandbank unmittelbar neben dem Haupfahrwasser sitzend. Die Jagd dauert mindestens 1/2 h und kostet bestimmt die Hälfte der neuen 64 Gigabyte Speicherkarte. Die Pelikanjägerin wird an diesem Abend mehrfach ihre Trophäen zeigen und dabei Freudentänze aufführen. 

Den Frosch hat sie übrigens nicht geküsst – glücklicherweise 😎

Russe (500 km)

Russe ist mit 144 Tausend Einwohnern die größte Stadt in Bulgarien, die wir berühren. Nach all den Minidörfchen, sollte die Station mit ihrem Ruhetag daher eine willkommene Abwechselung für den TID-Tross, der etliche lange, anstrengende Tage hinter sich hat, sein. Schade, dass sich der Platz als völlig ungeeignet entpuppt. Die Dusche ist 2 km entfernt in einem stillgelegten Hotel. Noch schlimmer ist der Mangel an Trink- und Brauchwasser, da vielen der Wasservorrat ausgegangen ist und Ruhetage auch gerne zum Waschen genutzt werden. Letztlich ist der Platz aber dennoch akzeptabel, da es einen mobilen Kiosk gibt, der Bier verkauft 😉

Wir nutzen die unverhoffte Freizeit zum ausgedehnten Stadtbummel im 6 km entfernten Ort inklusive Frühstück, Einkauf und Eiskauf 😉 Die Eisdielen stehen denen in italienischen Urlaubsorten in nix nach, außer im Preis😎

Wir haben nur noch 500 km bis zum Schwarzen Meer 🙁

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